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madonna -
confessions on a dance floor

Pinkfarbener Discosound: Die Göttin tanzt wieder

1983 hat Madonna schon einmal ein Disco-Album gemacht. Ihr Debüt passte schon damals nicht so richtig in den Trend, schrammte haarscharf daran vorbei. Disco schien überstanden. Die US-Charts wurden dominiert von Michael Jackson, Culture Club (jaja, man mag es kaum glauben) und Duran Duran. Prince war zumindest musikalisch groß, und The Police feierten mit "Synchronicity" Erfolge. MTV war gerade aus der Wiege gehoben und setzte auf knallige New-Wave-Acts und den kommerziell durchstartenden Hip Hop. Alles sehr tanzbar, alles sehr groovy. Aber: "Holiday", "Lucky Star" und "Burning Up" klangen anders. Sauber produziert, mit dem klaren Ziel zum Dancefloor der Clubs und den Charts. Doch das Entscheidende war nicht die Musik, entscheidend war die Inszenierung. Entscheidend war Madonna. Ihr Sex, ihr berechnendes Kokettieren mit den Medien, ihr Charisma waren unschlagbar. Madonna wusste von Beginn an, auf was sie setzen musste. Ihr manipulatives Spiel war von Anfang an vollkommen designed: Sie bestimmte die Regeln und folgte keinen, sie verschmähte das Aufspringen auf Trends, sie setzte Trends.
Seit ihrem Debut inszenierte sie sich mit jedem Album neu. Zunächst war sie das neonfarbene Netzstrümpfe tragende Girlie – zu einer Zeit, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. Sie wurde zum Vamp als "Material Girl", wechselte zur burschikosen Latina, die "True Blue" auf der "Isla Bonita" tanzte. Ende der Achtziger spitzte sie ihren Flirt mit katholisch-religiösen Bildern zu und spielte die weinende Madonna im grandiosen "Like A Prayer". Die Neunziger schienen zunächst nicht mehr ihre Welt zu sein. "I’m Breathless“, ihr erstes Album bei Warner, schmerzt noch heute. Doch "Vogue" erwies sich als Rettungsanker und bereitete ihre Ausflüge in den jetzt hemmungslos sexuell domierten Kosmos der hedonistischen 90er vor, den sie perfekt verkörperte. Madonna passte sich nicht an, sondern prägte. Und wie stoppte sie "Erotica" und die "Bedtime Stories"? Als Evita Peron. Da schien Madonna erstmals dem Ende nahe.
Doch als 1998 "Ray of Light" erschien wuchs Madonna erneut in schwindelnde Höhen. Das Album wurde weit über die Grenzen gefeiert und gehört zu ihren besten. Endlich bot sie auch musikalisch interessantes, und feierte zusammen mit William Orbit Techno-Einflüsse zu einer Zeit, als auch dies überstanden schien. Wieder an der Grenze, wieder "Borderline".
Seitdem erlebten wir mit "Music" und "American Life" das Phänomen Madonna in Reinkultur. Sie hat sich geschickt den Erfolgsproducer Mirwais ausgesucht und experimentierte mit Vocoder-Vocals und spielte mit den aktuellen Trends elektronischer Musik, trug Cowboyhut und Barett. Nach ihr war das auf einmal salonfähig.
Doch "American Life" war kommerziell und für die Kritiker ein Flop. Und vielleicht ist Mirwais auch deswegen auf "Confessions On A Dance Floor" nur noch mit zwei Tracks vertreten: Stuart Price ist der Mann der Stunde.
"Confessions On A Dance Floor" ist ein kühles, gestyltes Album, das pulsierend dem Dancefloor verhaftet ist. "Hung Up", die erste Single mit ihrem Abba-Sample, zielt aufs Radio, das ganze Album aber richtet sich an die Clubs. "I Love New York" ist das unbestrittene Highlight der Platte, ein dynamischer und mitreißender Song, der nahezu perfekt scheint. "Forbidden Love" versöhnt ein wenig mit den etwas zu kurzen geratenen Melodien und selbst "Isaac", der kleine Ethnopop-Ausflug ihrer Kabbala-Spielereien, tut nicht weh.
Und erstmals ist Madonna selbstreferentiell: Sie zieht klare Parallelen zu ihrem Start. Dabei besetzt sie das Thema Disco zu einer Zeit, als es zwar mit Bands wie Zoot Woman (Stuart Price!) den Killers oder The Bravery als Einfluss zu finden ist, aber Madonna bietet es in seiner Essenz und nicht als augenzwinkerndes Zitat. Damit schafft sie den überzeugenden Spagat zwischen Bewußtsein eines Trends und dessen ureigenener Adaption und Fortführung. Sie schließt den Kreis. Und vielleicht bereitet sie damit auch den Absprung vor. Noch nimmt man ihr die pinkfarbene Discoqueen ab, noch darf sie so bedenkenlos und unbekümmert ihren Körper zelebrieren. Der Abstand zum "Lucky Star" ist in seiner Präsentation kaum wahrnehmbar, schon bald wird das nicht mehr so einfach sein. Doch eins ist sicher: Madonna wird sich wieder neu erfinden.

[oj]

 

Year 2005
Label Maverick
Cat.No. Maverick 9362494602 (CD), Maverick 9362494601 (LP), Wea 9362494642 (CD ltd.)

Tracklisting
01. Hung Up
02. Get Together
03. Sorry
04. Future Lovers
05. I Love New York
06. Let It Will Be
07. Forbidden Love
08. Jump
09. How High
10. Isaac
11. Push
12. Like It Or Not

Standout Tracks
I Like New York
Hung Up

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