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placebo -
sleeping with ghosts

Das grandiose vorwärtstreibende "Bitter End" diente als Vorbote zum inzwischen vierten Album von Placebo und getrost darf man sich ein weiteres Mal in das kleine Placebo-Universum fallen lassen. Brian Molko, der androgyne Sänger, suhlt sich wie gewohnt in seinen hedonistischen Phantasien und beansprucht wohl endgültig den Thron des ewigen Jungbrunnens. Sex and Drugs als ausschließliche Quelle des Lebens - die Geister sind beschworen und Placebo tauchen wieder tief hinein in den Rock’n’Roll-Kosmos. Ironisch dürfte der Titel des Albums wohl nicht gemeint sein, stringent halten Placebo an ihrer Jugendlichkeit fest, die grenzwertig pubertären Texte sollte man also nicht zu ernst nehmen. Musikalisch hingegen haben sie die unendlichen Weiten der Technik entdeckt. Nicht nur leise Synthesizerklänge finden Eingang, auch hallt es in allen Ecken wider. Placebo bewegen sich hart an der Grenze zum aufgepäppelten Bombast-Rock. Dass sie dennoch nicht in den Kitsch abstürzen, liegt an ihrem gewohnt souveränen Songwriting. Herausragend neben der ersten Single ist "Special Needs". Gut steht ihnen auch ihre diesmal deutlich ausgelebte Vorliebe für die Sounds der 70er-Discostomper. "English Summer Rain" mit einem Blondie-Hi Hat - so weit war Studio 54 gar nicht vom Rock entfernt. Einzig das Instrumental "Bulletproof Cupid" als Auftakt ist Unsinn. Mit "Sleeping With Ghosts" gelingt Placebo wieder einmal ein sehr gutes Album.
Zu Weihnachten hat die Plattenfirma das Ganze als Special Edition DoppelCD noch einmal auf den Markt geworfen. Als Bonus erwartet den geneigten Hörer und die geneigte Hörerin ein Sammelsurium der Coverversionen von Placebo. Dass diese zumeist nicht neu sind und zudem zum größten Teil bereits als B-Seiten auf den Placebo-Singles waren, stört die Plattenfirma natürlich nicht. Hauptsache, man verkauft noch einmal das Album gut! Das ist dennoch ärgerlich, denn zum einen dürften die Fans die Songs soundso schon besitzen, zum anderen wäre eine gesammelte B-Seiten Collection wesentlich wünschenswerter gewesen.
Ausgangspunkt für die Idee dürfte wohl die tatsächlich grandiose Coverversion des Boney M-Klassikers "Daddy Cool" sein. Als B-Seite der ersten Single des aktuellen Albums "The Bitter End" veröffentlicht, läuft sie in den Clubs auf heavy rotation. Ansonsten zeigen Placebo, wer ihre musikalischen Vorbilder sind. Die Auswahl der Songs, die sich Placebo in den vergangenen Jahren ausgesucht haben, ist in der Tat spannend. Als Kinder der 80er überrascht es nicht, dass die Smiths, die Pixies oder Sinead O’Connor auf der Liste stehen. "Bigmouth Strikes Again", ursprünglich einer der ersten Lebenszeichen von Placebo, das 1996 auf dem obskuren Smiths-Tribute "The Smiths Is Dead" erschien, ist in ihrer Version schlicht das Grauen. Wesentlich spannender hingegen das sträflich unterschätze "Jackie" (B-Seite von "This Picture") und natürlich "Running Up That Hill", das zwar nicht an Kate Bush herankommt, aber durchaus Bestand hat. Mit der beste Track ist Robert Palmers "Johnny And Mary" (bereits 2000 als B-Seite zu "Taste In Men" veröffentlicht). Fast ebenbürtig ist ihre Verneigung vor Depeche Mode - "I Feel You" (2001 als Bonus zum Album "Black Market Music" erschienen) ist sicherlich einer der prägendsten Tracks für Placebo. Neben Boney M sind noch dreimal die 70er Jahre vertreten. "20th Century Boy" von T. Rex mutiert zu einem unsinnigen Rockstück - schon 1998 keine Glanzleistung (B-Seite zu "You Don’t Care About Us"). Interessanter hingegen ist "Holocaust", jener Alex Chilton/Big Star-Klassiker, den Placebo bereits 2000 als B-Seite zu "Slave To The Wage" veröffentlichten, und Serge Gainsbourgs "Ballade De Melody Nelson". Alles in allem eine nette Sammlung von Coverversionen, unterm Strich jedoch eine leicht durchschaubare und schlicht nervende Marketingstrategie!

[tvd]

 

Year 2003
Label Elevator
Cat.No. FLOORLP17 (LP) / CDFLOOR17 (CD) / CDFLOORX17 (2CD)

Tracklisting
01. Bulletproof Cupid
02. English Summer Rain
03. This Picture
04. Sleeping With Ghosts
05. Bitter End
06. Something Rotten
07. Plasticine
08. Special Needs
09. I'll Be Yours
10. Second Sight
11. Protect Me From What I Want
12. Centrefolds
bonus tracks [Elevator: CDFLOORX17 (2CD)]
13. Running Up That Hill
14. Where Is My Mind [xfm live version]
15. Bigmouth Strikes Again
16. Johnny And Mary
17. 20th Century Boy
18. The Ballad Of Melody Nelson (Ballade De Melody Nelson)
19. Holocaust
20. I Feel You
21. Daddy Cool
22. Jackie

Original Versions
01. KATE BUSH - Running Up That Hill [1985: Hounds Of Love (EMI 746164)]
02. PIXIES - Where Is My Mind [1988: Surfer Rosa (4AD CAD803)]
03. SMITHS - Bigmouth Strikes Again [1986: The Queen Is Dead (Rough Trade ROUGH96)]
04. ROBERT PALMER - Johnny And Mary [1980: Clues (Island I9595)]
05. T. REX - 20th Century Boy [1973: 20th Century Boy (EMI 7" MARC4)]
06. SERGE GAINSBOURG - Ballade De Melody Nelson [1971: Histoire De Melody Nelson (Polydor 532073)]
07. BIG STAR - Holocaust [1978: Big Star’s The Third Album (Aura AUL703)]
08. DEPECHE MODE - I Feel You [1993: Songs Of Faith And Devotion (Mute STUMM106)]
09. BONEY M - Daddy Cool [1976: Take The Heat Off Me (Hansa 27573)]
10. SINEAD O’CONNOR - Jackie [1987: The Lion And The Cobra (Ensign CHEN7)]

Standout Tracks
Bitter End
Special Needs
English Summer Rain
Sleeping With Ghosts
Daddy Cool
I Feel You
Jackie
Running Up That Hill

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